Ein Ort voller Ampeln und Ruinen…

…diesen Eindruck bekommen viele Pendler in die Landeshauptstadt, wenn sie durch Ottendorf-Okrilla fahren und die Brandruine des ehemaligen Preßwerks sehen. Die Sächsische Zeitung widmete in ihrer Ausgabe „Rödertal“ vom 30. September 2014 mehr als eine halbe Seite Text – und ein großes Bild vom ausgebrannten Dachgeschoss des Verwaltungsgebäudes – dem früheren Produktionsbetrieb.

Trotz Untersuchungen durch die Kriminalpolizei ist die Brandursache noch ungeklärt. Ebenso die Frage nach der Zukunft des Geländes. Die Ansiedlung eines Einkaufszentrums bleibt offensichtlich Illusion, der Abriss ist laut Zeitungsbericht durch die Gemeinde nicht zu finanzieren. Obwohl es in einem Förderprogramm 90% Zuschuss für den Abriss solcher „Altlasten“ gibt, wenn das Gelände danach zehn Jahre nicht mehr bebaut wird, kann die Gemeinde Ottendorf-Okrilla 10% Eigenanteil nicht aufbringen. Trotz des unmittelbar angrenzenden Gewerbegebietes, welches in den 1990’er Jahren errichtet wurde und zu den größten in Sachsen gehören soll, ist die Gemeinde verschuldet und sieht primär wichtigere Aufgaben als den Abriss der maroden Gebäude. Wichtigere Aufgaben gibt es zweifellos. In erster Linie wäre auch der Besitzer der Immobilie für deren Zustand verantwortlich. Nur wo ist der?

 

Wer kein Abonnent der Sächsischen Zeitung ist oder die Ausgabe „Rödertal“ vom 30.09.2014 nicht verfügbar hatte, könnte den Artikel auch im Internet lesen. Unter der Adresse sz-online.de und der entsprechenden Regionalausgabensuche bekam ich allerdings heute früh nur einen Datenbankfehler, später zwar Zugang, konnte aber lediglich den Anfang des Artikels lesen und scheiterte dann an der „Bezahlschranke“.

Abgebrannt

01-brand-september-2014

In der Nacht vom 06.09.2014 zum 07.09.2014 vernichtete ein Großbrand Teile des Verwaltungskomplexes des ehemaligen Preßwerkes Ottendorf-Okrilla. Nach einem Notruf rückten die Feuerwehren der Gemeinde aus und fanden zunächst einen Brandherd im Obergeschoss des direkt an der Dresdner Straße stehenden Gebäudes. Trotz umgehend eingeleiteter Feuerbekämpfung griff der Brand auf das Dach über und vernichtete den gesamten Dachstuhl. Später fielen auch Teile der beiden unmittelbar daneben stehenden Gebäude den Flammen zum Opfer. Zum Glück wurden alle angrenzenden Grundstücke verschont. Die Feuerwehren mussten noch bis in den Sonntag hinein die letzten Brandnester bekämpfen. Ob Brandstiftung vorliegt, wird derzeit untersucht.

Die folgenden Bilder zeigen den Zustand der Gebäude, soweit diese von öffentlich zugänglichen Stellen einsehbar sind.

Zwei Links zu einer Ottendorfer Facebookseite zeigen Bilder vom Brand bzw. den Löscharbeiten: Foto1Fotos2. (leider zwischenzeitlich nicht mehr verfügbar – September 2015)

Weggestorben

„Leben lassen statt Wegsterben“, so lautete die Schlagzeile in einem Artikel der Sächsischen Zeitung vor genau 10 Jahren am 30. Juli 2004. In diesem Artikel (siehe Foto – aus Urheberrechtsgründen unlesbar gemacht) heißt es dann weiter, Zitat: „Der bevorstehende Umzug der Kunststofftechnik Sachsen von Ottendorf nach Pirna bewegt die Gemüter. Allerdings zerstreut KTSN-Geschäftsführer Reinhard Lietzmann die Sorge vor einer Industriebrache an der B97.

‚Wir mussten unsere Betriebstätigkeit verlagern, um wettbewerbsfähig zu bleiben‘, sagt Lietzmann. …Doch was wird aus Ottendorf-Okrilla? … Lietzmann…‘Wir bemühen uns, den Standort nicht verdörren zu lassen‘… Es werde nichts veräußert, keine Tür zugeschlagen. Pläne existierten, das Gelände nach dem Umzug weiter für die Produktion zu nutzen. … Natürlich gäbe es bisher keine Zahl, wie viele Arbeitsplätze in Ottendorf bestehen bleiben werden, sagte Lietzmann. Fast alle derzeit angestellten KTSN-Beschäftigten verlegen ihren Arbeitsplatz wie geplant nach Pirna. Bürgermeister M… ist auf jeden Fall erleichtert über die Aussage … ‚Ich höre das mit einiger Befriedigung‘, sagte er gestern. Die avisierte Lösung sei besser als die Aussicht, dass ‚etwas ganz wegstirbt.‘…“ – Zitatende.

Zehn Jahre später können wir zwei Tatsachen bestätigen und eine Zahl nennen (fett im Text hervorgehobene Passagen).

Verdörren“ musste der Standort nicht. Ganz im Gegenteil: Auf dem Werksgelände wachsen Bäume, das Unkraut sprießt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Natur das ehemalige Werksgelände zurückerobert hat.

Es wurde auch „keine Tür zugeschlagen“. Geht gar nicht, die Stahltore wurden alle ausgebaut und wahrscheinlich zum Schrottpreis verhökert, wie auch alles andere was sich noch zu Geld machen ließ.

Die Anzahl der Arbeitsplätze, die erhalten werden konnte, stand bereits im folgenden Jahr (2005) fest. Es waren ganz genau 0 (Null).

Was bleibt? Die Industriebrache, die man so gar nicht haben wollte und einige Abzeichen, die man heute bei ebay für wenig Geld ersteigen kann.


   
 

 

Ein Brand und viele Verbotsschilder

Brand im PWO

In der Nacht vom 22.03. zum 23.03.2014 brannte es auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Preßwerkes. Es wird über Brandstiftung spekuliert. Nach Angaben der Sächsischen Zeitung brannte es im Keller – was immer auch darunter zu verstehen sein mag – und im ehemaligen Kindergarten. Das Bild zeigt Brandspuren aus dem großen Gebäude am früheren Betriebskindergarten. Die Dresdner Straße musste wegen der Löscharbeiten der Feuerwehr für Stunden gesperrt werden. Neun Fahrzeuge der Feuerwehr waren im Einsatz. Zur Schadenshöhe konnten keine Angaben gemacht werden, da es sich laut Polizeisprecher um „ungenutzte Abrisshäuser handele“. Die Brandursache wird durch die Polizei untersucht.

Zwischenzeitlich hat die Gemeindeverwaltung Ottendorf-Okrilla mehrere Schilder am mehr oder weniger maroden Zaun des Geländes anbringen lassen, die das Betreten untersagen (sollen). Das große Eingangstor neben dem alten Pförtnerhaus ist allerdings weit geöffnet. Es ist zu bezweifeln, dass sich Eindringlinge durch die Schilder davon abhalten lassen, das Gelände zu betreten.

Update 21. April 2014:  Zwischenzeitlich wurden die Tore mit Ketten verschlossen, auch die offenen Durchgänge am ehemaligen Kindergarten:

Update September 2018: Das Haupteingangstor (siehe Fotos darüber) steht wieder offen!

 

Kommentar zu einem Zeitungsbericht

In regelmäßigen Abständen berichtet die Sächsische Zeitung über das ehemalige „Plasta“-Gelände, wie es die Berichterstatter so gern nennen. In einem halbseitigen Artikel wird die aktuelle Situation geschildert. Diese unterscheidet sich allerdings von der vor einem Jahr nicht im Geringsten.

Zitat: „Knapp zehn Jahre ist es her, da verschwand mit der Kunststofftechnik Sachsen (KSTN) ein traditioneller Industriezweig von heute auf morgen aus der Großgemeinde.“ Na, so ganz stimmt das natürlich nicht. Aus einem Teil des ehemaligen Preßwerkes entstand die „WERIT Kunststoffwerke W. Schneider GmbH & Co.KG“ und die gibt es natürlich immer noch. Eine Produktionshalle grenzt unmittelbar an die verfallende ehemalige „Spritzerei“ (hier standen die Spritzgießmaschinen des Preßwerkes bzw. der späteren Firma KSTN.

Wie die SZ weiter berichtet, gab es für das verfallende Areal lange Zeit keine Pläne, „bis zum Beginn des Jahres die Gemeinde plötzlich einen Interessierten Investor … aus dem Hut zauberte.“ Dieser will angeblich ein Einkaufszentrum errichten. Gab es dazu nicht schon einen Bericht?

Der Investor wolle einen Teil der Brache auf eigene Kosten abreisen, so die Zeitung. Wieder wird thematisiert, dass eine Gemeinde von 10.000 Einwohnern kein Einkaufszentrum genehmigt bekomme, wie es sich der Investor wünscht. Im Widerspruch zum Großprojekt steht allerdings der Plan, auf dem ebenfalls verwahrlosten und direkt gegenüberliegenden Gelände des ehemaligen Betonwerkes ein neues Ortszentrum entstehen zu lassen. So sehen die Pläne aus, die Studenten der TU Dresden mit weiteren Fachleuten entwickelten.

Im Betriebshof wachsen die Bäume
Im Betriebshof wachsen die Bäume

Ob der Investor für das ehemalige Gelände des Preßwerkes wegen des Betonwerk-Projektes nun „kalte Füße“ bekommen hätte, konnte die SZ vom Ottendorfer Bürgermeister nicht erfahren. Der bisherige Vertrag sei nicht gekündigt. Dies wäre aber gleichwohl immer noch möglich.
Die Sächsische Zeitung erwartet keine schnellen Ergebnisse, weder was das neue Ortszentrum mit einem Einkaufsmarkt noch das ehemalige Gelände des Preßwerkes betrifft.

Der Autor bleibt deshalb bei seiner bereits hier im letzten Artikel geäußerten Meinung:
Auch in einem Jahr wird das Gelände immer noch so aussehen wie heute. Das heißt, die Bäume im Innenhof werden noch ein Stück gewachsen sein, die Fenster an der Straßenfront werden wahrscheinlich alle eingeschlagen sein und das Dach des alten Verwaltungsgebäudes wird noch größere Löcher aufweisen…

Neue Pläne, der Verfall geht weiter

Unter der Schlagzeile „Neue Pläne für die ‚Plasta‘“ berichtete die Sächsische Zeitung am 24. Januar 2013 darüber, dass ein Investor ein Einkaufszentrum im ehemaligen Betriebsgelände errichten will. Im Artikel wird der Zustand von Gelände und Gebäuden recht treffend beschrieben. „Über Jahre erregt die Brache bereits die Gemüter der Ottendorfer. Doch jetzt könnte der Schandfleck schon bald verschwinden“. Für „bald“ gibt es natürlich keine genaue Definition. Im Wahlkampf zur im März stattgefundenen Bürgermeisterwahl tauchte das Thema auch immer wieder auf und schließlich berichtete die SZ in der Rubrik „Nachgehakt – was aus Schlagzeilen wurde“ erneut zum verfallenen ehemaligen Preßwerk.

Bilder aus dem Frühjahr 2013

Danach interessiert sich ein Investor aus Hannover für das Gelände an der Bundestraße 97 gegenüber dem Bahnhofsgelände Ottendorf-Okrilla-Süd.“Für die Gemeindeverwaltung ein Glücksfall. Lassen sich so doch gleich zwei große Probleme lösen. Denn einerseits würde mit dem vom Investor zu zahlenden Abriss der inzwischen heruntergekommenen Werksgebäude einer der größten Schandflecke im Ort verschwinden. Gleichzeitig könnte das neue Einkaufszentrum eine große Versorgungslücke im Einzelhandel schließen“ (Zitat SZ).

Hoffentlich kennt der Investor den Zustand von Gelände und ehemaliger Werkhallen. Kürzlich erhielt der Autor dieser Website aktuelle Aufnahmen, die riesige Müllhalden am ehemaligen Betriebskindergarten und teilweise in den alten Hallen zeigen.

Vom Investor ist bis heute nichts zu sehen und die IHK scheint auch nicht unbedingt begeistert vom Vorhaben der Gemeinde. Denn laut Entwicklungsplan des Landes ist die Gemeinde am Rande der Landeshauptstadt kein zentraler Ort und deshalb würde Ottendorf auch kein Einkaufszentrum der geplanten Größenordnung zustehen.

Meine Prognose: Nächstes Jahr im Januar sieht es genauso aus wie dieses Jahr. Oder sicher noch schlimmer als auf den Fotos.